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Welche Pflegestufe bei Rollstuhl?

Welche Pflegestufe Bei Rollstuhl

Menschen, die dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind, haben oft einen erhöhten Pflege- und Unterstützungsbedarf. In Deutschland übernimmt die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten für Pflegeleistungen, wenn ein anerkannter Pflegegrad vorliegt. Doch welcher Pflegegrad ist bei Rollstuhlnutzung möglich, und welche Leistungen kann man erhalten?


1. Pflegegrade statt Pflegestufen – Wie funktioniert die Einstufung?

Früher gab es in Deutschland drei Pflegestufen, doch seit der Pflegereform 2017 wurden sie durch fünf Pflegegrade ersetzt. Dabei steht nicht mehr allein der körperliche Pflegeaufwand im Mittelpunkt, sondern die Selbstständigkeit der Person.

Die Einstufung erfolgt durch den Medizinischen Dienst (MD, früher MDK) der Krankenkassen. Dabei wird anhand eines Punktesystems bewertet, wie stark die Alltagsfähigkeiten eingeschränkt sind. Der Pflegegrad bestimmt dann, welche Leistungen von der Pflegeversicherung übernommen werden.


2. Welcher Pflegegrad ist bei Rollstuhlnutzung möglich?

Nicht jeder, der einen Rollstuhl benutzt, erhält automatisch einen hohen Pflegegrad. Entscheidend ist, wie stark die Person in ihrem Alltag eingeschränkt ist.

  • Pflegegrad 1 (geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit)
    → Wird selten vergeben, da Menschen im Rollstuhl meist größere Einschränkungen haben.
  • Pflegegrad 2 (erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit)
    → Möglich, wenn Betroffene trotz Rollstuhl viele Alltagstätigkeiten noch selbstständig ausführen können, aber z. B. Hilfe beim Transfer benötigen.
  • Pflegegrad 3 (schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit)
    → Häufig bei Rollstuhlfahrern, wenn Körperpflege, Haushaltsführung oder Mobilität stark eingeschränkt sind.
  • Pflegegrad 4 (schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit)
    → Wenn Betroffene für fast alle Alltagstätigkeiten Hilfe benötigen, z. B. beim Anziehen, Waschen oder Essen.
  • Pflegegrad 5 (schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen an die Pflege)
    → Wird vergeben, wenn zusätzlich zur Rollstuhlnutzung schwere gesundheitliche oder kognitive Einschränkungen vorliegen, z. B. Lähmungen oder fortgeschrittene neurologische Erkrankungen.

3. Welche Leistungen gibt es bei einem Pflegegrad?

Hat eine Person einen anerkannten Pflegegrad, kann sie verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen:

a) Finanzielle Unterstützung

  • Pflegegeld: Wird gezahlt, wenn Angehörige oder private Pflegepersonen die Betreuung übernehmen. Je nach Pflegegrad zwischen 332 € (PG 2) und 947 € (PG 5) pro Monat.
  • Pflegesachleistungen: Falls ein ambulanter Pflegedienst beauftragt wird, übernimmt die Kasse zwischen 761 € (PG 2) und 2.200 € (PG 5) monatlich.

b) Unterstützung für den Alltag

  • Entlastungsbetrag: Monatlich 125 € für Betreuungsangebote oder haushaltsnahe Dienstleistungen.
  • Kurzzeitpflege: Bis zu 1.774 € jährlich, wenn eine vorübergehende stationäre Pflege nötig ist.
  • Verhinderungspflege: Falls die Hauptpflegeperson vorübergehend ausfällt, gibt es bis zu 1.612 € jährlich für eine Ersatzpflege.

c) Hilfsmittel und Wohnraumanpassung

  • Hilfsmittel: Pflegekasse übernimmt Kosten für Rollstühle, Pflegebetten, Lifter oder Anti-Dekubitus-Sitzkissen.
  • Wohnumfeldverbesserung: Zuschuss von bis zu 4.000 € für barrierefreie Umbauten, z. B. Türverbreiterung, Treppenlifte oder bodengleiche Duschen.
  • Hausnotrufsystem: Kann übernommen werden, falls der Betroffene alleine lebt.

d) Unterstützung in stationären Einrichtungen

  • Teilstationäre Pflege (Tages- oder Nachtpflege): Übernahme von Kosten für Betreuung in Pflegeeinrichtungen.
  • Vollstationäre Pflege: Falls ein Umzug ins Pflegeheim nötig ist, beteiligt sich die Kasse mit bis zu 2.005 € monatlich (PG 5).

4. Wie beantragt man einen Pflegegrad?

  1. Antrag bei der Pflegekasse stellen (gehört zur Krankenkasse).
  2. Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD): Ein Gutachter prüft die Einschränkungen und bestimmt den Pflegegrad.
  3. Bescheid der Pflegekasse erhalten: Darin wird der bewilligte Pflegegrad und die verfügbaren Leistungen aufgeführt.

Tipp: Falls der Antrag abgelehnt wird oder der Pflegegrad zu niedrig erscheint, kann Widerspruch eingelegt werden.


5. Fazit: Welche Unterstützung gibt es für Rollstuhlfahrer?

  • Rollstuhlnutzung allein führt nicht automatisch zu einem hohen Pflegegrad. Entscheidend ist, wie sehr die Alltagsfähigkeiten eingeschränkt sind.
  • Die Pflegeversicherung bietet finanzielle Unterstützung, Hilfsmittel und verschiedene Pflegeleistungen.
  • Wohnraumanpassungen und Hilfsmittel können bezuschusst werden, um die Selbstständigkeit zu verbessern.
  • Eine frühzeitige Antragstellung und gute Vorbereitung auf die Begutachtung sind wichtig, um den bestmöglichen Pflegegrad zu erhalten.

Wer sich unsicher ist, kann sich bei Pflegeberatungsstellen, Sozialdiensten oder Krankenkassen beraten lassen.

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